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News vom 15.10.2024Zukunftsstudie: Sicherer Arbeitsplatz schlägt Karriere

Weiterbildung und pünktliche Bezahlung stehen hoch im Kurs.

Köln. Die derzeit intensiv diskutierten Fragen rund um Arbeitszeitverkürzung, Work-Life-Balance und die Ansichten der „jungen Generation“ über beruflichen Erfolg deuten darauf hin, dass traditionelle Vorstellungen von Arbeit und Karriere im Umbruch sind. Die aktuelle Studie „Arbeitswelt von morgen“ von meinestadt.de in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass Arbeitsplatzsicherheit für Fachkräfte mit Berufsausbildung immer mehr an Bedeutung gewinnt und der klassische Karrierebegriff ausgedient hat. Für die branchenübergreifende Studie hat das Marktforschungsinstitut bilendi im Juni 2024 insgesamt 3.052 Fachkräfte mit Berufsausbildung befragt.

Für Unternehmen auf der Suche nach zukünftigen Führungskräften dürften diese Zahlen überraschend sein: Für 60,1 Prozent der befragten Fachkräfte ist Karriere kein wichtiges Lebensziel, nur 21,9 Prozent streben eine Führungskarriere mit Personalverantwortung an. Der Karrierebegriff wird vor allem mit einem Gehaltssprung und der klassischen Führungsrolle verknüpft, jedoch auch mit mehr Stress (47,6 Prozent) und Leistungsdruck (40,3 Prozent). Positive Aspekte wie mehr Anerkennung (30,9 Prozent) und mehr Gestaltungsmöglichkeiten (23 Prozent) werden dagegen nur von einer Minderheit genannt. Das Interesse an Weiterbildung ist aber groß: Die Mehrheit von 34,7 Prozent möchte zwar keine Karriere, aber sich regelmäßig fachlich weiterbilden.

Am wichtigsten ist die Karriere für die 18- bis 24-Jährigen: 25,3 Prozent halten sie für ein wichtiges Lebensziel und liegen damit deutlich über dem Durchschnitt der Studie. Im Gegensatz dazu sehen 27,4 Prozent der 65- bis 74-Jährigen in einer Karriere überhaupt kein Lebensziel. 

Ein signifikant größerer Karrierewunsch der Männer lässt sich aus den Daten nicht ableiten. Allerdings zeigt die Studie, dass sich mehr Männer (26,8 Prozent) als Frauen (16,7 Prozent) eine Karriere im Sinne einer Führungsrolle vorstellen können. Statt Karriere ist Blue Collar (Blaumann)-Fachkräften vor allem Sicherheit im Job wichtig: 67,9 Prozent nennen einen „langfristig sicheren Arbeitsplatz“ als wichtigstes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl – noch vor einem hohen Gehalt und der Nähe zum eigenen Wohnort.

Für Sicherheit im Job sorgt an erster Stelle ein unbefristeter Arbeitsvertrag (77,7 Prozent), gefolgt von einer pünktlichen Bezahlung (44 Prozent) und einer krisensicheren Branche (41,6 Prozent). Auch geregelte Arbeitszeiten und eine klare Überstundenregelung sind entscheidend für das Sicherheitsgefühl der Beschäftigten. Dagegen führen wirtschaftlicher Druck auf das Unternehmen, hohe Fluktuation und befristete Arbeitsverträge zu Unsicherheit am Arbeitsplatz. Fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten und die Angst, mit den sich ändernden Anforderungen nicht Schritt halten zu können, verstärken dieses Gefühl.

Über Geld sprechen
Die EU-Richtlinie legt die Methode, in Bewerbungsverfahren für Transparenz zu sorgen, bislang nicht fest. Fachkräfte haben mehrheitlich aber eine eindeutige Position: 54,4 Prozent möchten, dass Bewerber schon in den Stellenanzeige über das zu erwartende Gehalt informiert werden. Nur 7,7 Prozent bevorzugen dagegen eine E-Mail des Arbeitgebers.

Drei Tipps für Arbeitgeber:

  1. Sinnstiftung und Zielgruppe 55+ in den Blick nehmen:
    Menschen empfinden ihren Job als Berufung, wenn sie erleben, dass sie im Job etwas bewirken können und der Beruf Teil der Identität wird. Diese Begeisterung lässt sich nicht von oben herab diktieren, sondern kann nur durch strategische Maßnahmen aus dem Inneren des Unternehmens herauswachsen. Und natürlich suchen sich Fachkräfte im Laufe ihres Berufslebens eben solche Arbeitgeber aus, bei denen sie sich entwickeln und ihre Stärken ausspielen können. Das zeigt sich auch an der Zielgruppe 55+, die ihren Job signifikant häufiger als Berufung betrachtet als ihre jüngeren Kollegen. Um Fachkräfte langfristig halten zu können, sollten Arbeitgeber entsprechende Maßnahmen ergreifen, die mehr Flexibilität, Selbstbestimmung und Wertschätzung ermöglichen.
  2. „Karriere“ ist vielschichtig – der Begriff hat jedoch ausgedient:
    Der traditionelle Karrierebegriff und die oft damit verbundene Führungsverantwortung sprechen nur eine Minderheit der Fachkräfte an und werden überwiegend mit Stress assoziiert. In Stellenanzeigen favorisierte Formulierungen sind dagegen „Weiterkommen – auch ohne Führungsverantwortung“ und „Wir fördern gute Ideen“.
    Der Schwerpunkt der Arbeitgeber-Kommunikation sollte auf der Entwicklung von Kompetenzen, positiven Arbeitsbeziehungen und der Sinnhaftigkeit der Arbeit liegen. Dies spiegelt die vielfältigen Vorstellungen der Fachkräfte von beruflichem Erfolg wider und spricht eine breitere Zielgruppe an.
  3. Das 1x1 der Fachkräfteansprache: Jobsicherheit vermitteln
    Jobsicherheit schafft Ruhe, Stabilität und finanzielle Sicherheit und fördert das Wohlbefinden und die Gesundheit der Arbeitnehmenden. Sie stärkt aber auch die Bindung an das Unternehmen. Wenn Beschäftigte das Vertrauen haben, dass ihre Position sicher ist, sind sie eher bereit, sich aktiv am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Unternehmen sollten daher darauf bedacht sein, ihren Mitarbeitenden eine sichere und stabile Arbeitsumgebung zu bieten, um deren Potenzial freizusetzen und langfristigen Erfolg zu gewährleisten.
     

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