News vom 08.08.2023Ausländische Fachkräfte ins Handwerk bringen

Kammer berät Betriebe: Bürokratische Hürden bei Anerkennungsverfahren kosten Zeit und Geld

Aachen. Der Fachkräftemangel im Handwerk ist nach wie vor groß. Dennoch ist es schwer, ausländische Fachkräfte zu beschäftigen, da es bei der Berufsanerkennung, beim Abschluss von Beschäftigungsverhältnissen und in Versicherungsfragen hohe Hürden zu überwinden gibt. Einige Betriebe haben erfolgreich ausländische Mitarbeiter eingestellt, andere tun sich schwer. Die Handwerkskammer Aachen unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen.

Ein Problem ist, dass die Anerkennungsverfahren zu formell gestaltet sind, bürokratische Hürden und lange Wartezeiten bei den Botschaften diese erschweren. Die Verknüpfung zwischen den Anerkennungsverfahren und den Aufenthaltsbestimmungen ist nach den Erfahrungen der Kammermitarbeiter nicht gut geregelt. Oft ist es den Antragstellern gar nicht möglich, die notwendigen Unterlagen zu besorgen. Häufig kommen sie aus Kriegsgebieten und haben alles verloren, oder es gibt die Bildungsstätten nicht mehr.

Im Vergleich zu den Deutschen Referenzberufen, deren Ausbildung zumeist drei Jahre dauert, reicht es bei den Anerkennungsverfahren, wenn die Antragsteller aus den Drittstaaten nachweisen können, in der Heimat mindestens ein Jahr Ausbildung mit einem staatlichen Abschluss absolviert zu haben. Die Kürzer der Ausbildung hat zur Folge, dass es meist „wesentliche Unterschiede“ zu den deutschen Referenzberufen gibt.

Das führt dazu, dass die Antragsteller Anpassungsqualifizierungen zum Ausgleich der Unterschiede zum Deutschen Referenzberuf machen müssen. Erst dann kann nach erfolgreicher Qualifizierung die volle Gleichwertigkeit bescheinigt werden und der Aufenthalt geregelt werden. Um eine Anpassungsqualifizierung zu absolvieren, erhält der Antragsteller aus einem Drittstaat, wenn er eine teilweise Gleichwertigkeit zum deutschen Beruf erhalten hat, ein Einreisevisum, das sechs Monate gültig ist. Diese Zeit muss für die Qualifizierung genutzt werden. Die Qualifikationsanalysen sind mit Kosten verbunden. Es gibt Zuschüsse.

Wer nach erfolgreicher Ausbildung als Fachkraft übernommen wird oder zu einem anderen Arbeitgeber wechselt, hat noch Anspruch auf eine mindestens zweijährige Aufenthaltsgenehmigung.

Die Handwerkskammer bestätigt, dass die Zahl der Anträge im Allgemeinen zugenommen hat. Derzeit liegen sogar solche aus Palästina und Kamerun vor. Das gab es bisher noch nicht. Im ersten Halbjahr 2023 leistete die Kammer 500 Beratungen, doppelt so viele wie 2022. Es gab im ersten Halbjahr knapp 50 laufende Verfahren. 2022 waren es insgesamt 37. Zu verzeichnen sind sehr viele gute Bewerbungen.

Die Kammer erhält im Jahr maximal acht bis zehn Anfragen vom Ausländeramt zur Tragfähigkeit von Businesskonzepten von Personen mit befristeten oder beschränkten Aufenthaltstiteln. Die Stellungnahmen werden durch die Unternehmensberatung in Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung an die Ämter zurückgeschickt. Ein Feedback vom Ausländeramt gibt es dann nicht mehr.

Im Jahr 2022 waren 10,8 Prozent der 5.614 Lehrlinge im Kammerbezirk Ausländer. Im Zuge der Flüchtlingswelle seit 2015 gab es eine tiefgreifende Veränderung. Inzwischen kommen die meisten ausländischen Auszubildenden aus Syrien, gefolt von Afghanistan und Irak. Die Türkei folgt auf Platz vier.

Von den 17.436 Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer Aachen werden sieben Prozent von EU-Ausländern und fünf Prozent von Nicht-EU-Ausländern geführt.