News vom 15.01.2025Feuerwehr und Handwerk ziehen an einem Strang
Stufenausbildung: Innovativer Weg bietet Chancen für Nachwuchs und Betriebe.
Aachen. Seit dem 1. Oktober 2024 beschreitet die Stadt Aachen innovative Wege in der Ausbildung für die Feuerwehrlaufbahn. In enger Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Aachen und deren Bildungszentren BGE Aachen und BGZ Simmerath wurde eine einzigartige Stufenausbildung ins Leben gerufen. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und junge Menschen früher und gezielter für eine Karriere bei der Feuerwehr zu gewinnen.
Starkes Netzwerk für passgenaue Ausbildung
Partner wie die Kreishandwerkerschaft Aachen und die Innungen sind eng in die Umsetzung eingebunden. Gemeinsam mit der Feuerwehrschule wurde eine Ausbildung entwickelt, die genau auf die Bedürfnisse der Berufsfeuerwehr Aachen zugeschnitten ist. Besonders hervorzuheben ist der enge Schulterschluss zwischen Theorie und Praxis. Schon in der ersten Phase der Ausbildung werden Feuerwehrtätigkeiten und -inhalte praxisnah vermittelt.
Ein zentraler Baustein ist die handwerkliche Kompaktausbildung, die in den Bildungszentren der Handwerkskammer Aachen stattfindet. In den Bereichen Elektrotechnik, Metalltechnik, Sanitär- und Heizungstechnik sowie Holzbearbeitung werden von den Teilnehmenden gemeinsam mit den Ausbildungsmeistern theoretische und praktische Grundlagen erarbeitet. Einige Ausbildungsteile werden zudem direkt von Ausbildern der Feuerwehr und des Rettungsdienstes übernommen. Diese Verzahnung sorgt für eine fundierte handwerkliche Grundausbildung, die als solide Basis für die spätere Feuerwehrtätigkeit dient.
Die Stufenausbildung ist der erste Teil der dreijährigen Qualifizierung von Feuerwehrbeamten. In den ersten 18 Monaten erfolgt eine intensive handwerkliche Ausbildung, die eng an den Anforderungen der Feuerwehr orientiert ist. Die Azubis sind in dieser Phase als Angestellte bei der Stadt Aachen beschäftigt. Daran schließt sich die anderthalbjährige Feuerwehr-Grundausbildung an, die der bisher etablierten Ausbildung entspricht. In dieser Phase sind die Anwärter Beamte auf Widerruf.
Beide Ausbildungsabschnitte werden mit einer Abschlussprüfung beendet. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Dienstsport, der über die gesamte Ausbildungszeit hinweg einen festen Bestandteil des Lehrplans darstellt.
Einblicke in den ersten Jahrgang
Zu den ersten Teilnehmenden der Stufenausbildung gehört Fynn Otten. Direkt nach seinem Schulabschluss entschied der 17-Jährige sich für diesen neuen Ausbildungsweg: „Die Teamfähigkeit mit den Kameraden ist einmalig. Auch die Vielfältigkeit in dem Beruf gefällt mir gut.“ Bereits in der 9. Klasse kam er durch eine Berufsmesse mit dem Rettungsdienst in Kontakt, interessierte sich für den Beruf des Notfallsanitäters. Kurz danach trat er der Freiwilligen Feuerwehr Haaren bei. Nach der 11. Klasse entschloss er sich, die Schule zu verlassen und direkt eine Karriere bei der Feuerwehr zu starten. Mit der Stufenausbildung sieht Fynn sich bestens vorbereitet.
Eva Leister hat sich hingegen für den traditionellen Weg zur Brandmeisterin entschieden. Mit einer vorherigen Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau bringt die 25-Jährige bereits Erfahrung im Umgang mit schweren Maschinen und Geräten mit. „Ich wollte es jetzt einfach versuchen“, sagte sie. Die neue Stufenausbildung hätte sie auch gerne in Anspruch genommen, wenn es diese damals bereits gegeben hätte. „Es ist ein attraktives Angebot, das junge Menschen gezielt fördert.“
Theo Goertz, Leiter des Bildungszentrums BGE Aachen, hob die Bedeutung der handwerklichen Ausbildung hervor: „Die Verzahnung von Theorie und Praxis ist uns besonders wichtig. Mit dem neuen Unterrichtsmaterial stellen wir sicher, dass die handwerklichen Inhalte handlungs- und praxisorientiert und auf den Feuerwehralltag zugeschnitten sind.“ Praktika in Handwerksbetrieben sind dabei ein wichtiger Bestandteil der ersten Ausbildungsphase.
Vorteile für Betriebe
Auch die Kreishandwerkerschaft Aachen profitiert von dem neuen Ausbildungsweg. Tobias Malms, Pädagoge der Feuerwehrschule, betonte: „Der Arbeitsmarkt ist zwar immer noch angespannt, aber durch die Stufenausbildung nehmen wir den Betrieben keine fertig ausgebildeten Fachkräfte weg.“ Der Konkurrenzkampf um gut ausgebildete Gesellen, die nach ihrer Lehre zur Feuerwehr wechseln, könnte sich damit abschwächen. Junge Menschen, die sich bereits nach der Schule für die Feuerwehr begeistern, können diesen Weg direkt einschlagen, ohne dass Handwerksbetriebe Ausbildungskosten tragen müssen.
Perspektiven und Ziele
Die neue Ausbildung bietet die Chance, früher mit jungen Menschen in Kontakt zu treten – sei es auf Berufsmessen oder im Rahmen von Schulveranstaltungen. So können potenzielle Bewerberinnen und Bewerber gezielt auf die vielseitigen Karrieremöglichkeiten bei der Feuerwehr aufmerksam gemacht werden. Gleichzeitig wird ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, das Image der Feuerwehr zu verbessern. Denn die Berufsfeuerwehr Aachen positioniert sich nicht mehr als „Abwerber“ von fertig ausgebildeten Fachkräften, sondern als aktiver Ausbilder mit einer attraktiven und zukunftsorientierten Ausbildungsmöglichkeit.
Bewerben noch bis Mitte Januar
Weitere Infos und freie Stellen zum Ausbildungsstart am 1. Oktober 2025 werden online unter (internet) karriere.aachen.de/stellenangebote veröffentlicht. Dort können sich Interessierte bis Mitte Januar 2025 bewerben.