News vom 10.12.2024KI-Index Handwerk.NRW: Wie digital ist das Handwerk?
Eine repräsentative Studie bewertet den Einsatz und die Voraussetzungen für Künstliche Intelligenz in Betrieben.
Düren. Mit dem „KI-Index Handwerk.NRW“ liegt die aktuell deutschlandweit umfangreichste Studie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) speziell in Handwerksbetrieben vor. Über 1.200 Handwerksbetriebe aus allen Gewerken und Regionen NRWs haben an der Erhebung teilgenommen. Ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Befragung: KI ist noch längst nicht überall im Handwerk angekommen, doch interessiert Viele. Allerdings fehlt es oftmals an ausreichend Informationen, Möglichkeiten und Ressourcen. Die Studie und weitere Projektergebnisse wurden am 8. November in Düren vorgestellt und vom Projekt „Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk.NRW“ (KIDiHa), das ausschließlich vom Land NRW gefördert wird, realisiert.
Für Tischler, Bäcker, Dachdecker und viele mehr lohnt sich die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz. Denn Einsatzmöglichkeiten gibt es genug: Vom Chatbot, der erste Kundenanfragen rund um die Uhr klärt, über die KI-Prognose, die Bestellmengen optimiert, bis hin zur automatisierten Angebotserstellung oder den Malerroboter, der körperlich anstrengende und langweile Tätigkeiten übernimmt. Doch wie steht es um den aktuellen, tatsächlichen Einsatz von KI im Handwerk? Hierauf gibt der „KI-Index Handwerk.NRW“ erstmals in dieser Größenordnung wissenschaftlich fundiert Antworten.
33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI
Der Index bewertet die Voraussetzungen und den Einsatz von KI in den Betrieben auf einer Skala von 0 bis 5. Von der Stufe 0, einem „analogen Handwerksbetrieb“, geht es bis zum „KI-Vorreiterbetrieb“ auf Stufe 5. Der Durchschnittswert liegt in der Auswertung bei 1,78 („Digitalisierter Handwerksbetrieb“), was darauf hinweist, dass die meisten Handwerksbetriebe über eine grundlegende digitale Infrastruktur verfügen, der konkrete Einsatz von KI jedoch noch intensiviert werden kann. Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI bereits oder haben die Technologie ausprobiert, gut 67 Prozent der Betriebe tun das noch nicht.
Es fehlt an Personal
Es fällt auf, dass größere Betriebe etwas besser abschneiden. Während kleine Betriebe mit unter fünf Mitarbeitenden oft wenig bis keine Berührungspunkte mit KI haben, unternehmen größere Betriebe vereinzelt erste Schritte in Richtung KI-Implementierung. Der Einsatz von Sprachassistenten und Chatbots gehört zu den am häufigsten verwendeten KI-Technologien. Allerdings fehlt es vielen Betrieben an qualifiziertem Personal, das sich gezielt mit der Integration von KI-Systemen auseinandersetzen kann. Auf der anderen Seite zeigt der Index, dass das Interesse der Mitarbeitenden an der neuen Technologie durchaus vorhanden ist.
Unterstützung erwünscht
Ein weiteres zentrales Ergebnis ist der Wunsch nach externer Unterstützung. Rund 58 Prozent der Betriebe geben an, Hilfe beim Thema KI zu benötigen, wobei die meisten auf die Unterstützung durch Organisationen des Handwerks wie Kreishandwerkerschaften und Kammern vertrauen. Diese Erkenntnis verdeutlicht die Notwendigkeit, gezielte Fortbildungsmaßnahmen und Beratungsangebote zu schaffen, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Handwerk mit gut 200.000 Betrieben in NRW fast 1,17 Millionen Beschäftigen in der Branche und einem Jahresumsatz von rund 162 Milliarden Euro eine bedeutende wirtschaftliche Größe ist. „Die Potenziale von KI sind auch für kleinere Handwerksbetriebe enorm“, so der Leiter des KIDiHa-Projektes, Professor Klaus Schafmeister. „Das Handwerk kann KI als Werkzeug nutzen, um Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, aufwendige Dokumentation oder eine optimierte Kundenorientierung und vieles mehr, zu finden.“
Der Start mit KI
Aus den Ergebnissen des „KI-Index Handwerk.NRW“ lässt sich ableiten, dass Transfer- und Unterstützungsangebote zur Information und Weiterbildung speziell für das Handwerk und insbesondere für kleinere Betriebe dringend benötigt werden. Das Projekt KIDiHa versteht sich als eine Anlaufstelle für interessierte Betriebe. Zu den Angeboten von KIDiHa zählen der „KI-Pilot“, ein Selbsttest, mit dem Betriebe einschätzen können, wie weit sie in Sachen KI bereits jetzt sind und welche Handlungsempfehlungen sich aus dem Ergebnis ableiten. Darüber hinaus werden in der Publikation „KI im Handwerk – Beispiele, Trends und neue Perspektiven“ Anwendungsfälle aufgeführt, aktuelle Trends diskutiert und die Auswirkungen auf die Branche beschrieben.
Betriebe, die weitere Infos brauchen, wenden sich an Marc Schnitzler, Digitalisierungsbeauftragter für Innovation und Technologie (Digi-BIT-Berater) der Handwerkskammer Aachen: +49 2407 9089-150, marc.schnitzler@hwk-aachen.de
Stimmen
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur: „Der hier vorgestellte KI-Index Handwerk.NRW gibt einen umfassenden Überblick zum Einsatz Künstlicher Intelligenz im Handwerk – über Gewerke und Prozesse, über alle Regionen und Betriebsgrößen hinweg. Mein Dank gilt allen Betrieben, die sich beteiligt und den Index mit Daten und wertvollen Hinweisen ausgestattet haben. Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Handlungsempfehlungen mögen den Einstieg in die Nutzung von KI anregen. Die letzte Handlungsempfehlung weist den Weg: ‚Ausprobieren‘.“
Professor Klaus Schafmeister, Leiter des KIDiHa-Projektes: „Schon zum jetzigen Zeitpunkt offenbart das Projekt wesentliche Erkenntnisse, nicht nur, dass das Handwerk sich in den letzten Jahren vermehrt digitalisiert hat, sondern auch, dass es immer mehr die Möglichkeiten der KI erkannt hat und kennenlernen möchte, um eine nachhaltige Zukunftsfähigkeit ihrer Betriebe zu erreichen. Das schaffen gerade die kleineren Handwerksbetriebe nicht allein, sondern sie brauchen Unterstützung. Dieses Projekt bietet einiges, doch bedarf es auch weiterer Anstrengungen und Leistungen, sowohl direkt aus dem Handwerk als auch von der wissenschaftlichen und politischen Seite.“
Marc Schnitzler, Digitalisierungsbeauftragter für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Aachen: „Der KI-Index bietet einen guten branchenübergreifenden Überblick, wie der derzeitige Implementierungsgrad von KI im Handwerk ist.“