News vom 15.01.2025Mit Gold im Herzen und in den Händen
Von der Aachener Goldschmiede in die nationale Spitzenklasse – die Erfolgsgeschichte von Anouk Scholz.
Aachen. Anouk Scholz hat es geschafft: Die Goldschmiedin aus Aachen hat den Bundessieg im renommierten Kreativwettbewerb „Die gute Form“ errungen. Ihre außergewöhnliche Entwurfsarbeit wurde nicht nur mit der höchsten Auszeichnung im Handwerk geehrt, sondern hat ihr auch Türen in eine glänzende Zukunft geöffnet.
Schon früh faszinierte die 23-Jährige die Perfektion und Kreativität, die mit der Handwerkskunst verbunden sind. Eine Reise nach Indonesien, die sie nach ihrem Abitur unternahm, bestärkte ihren Wunsch, einen handwerklichen Beruf zu ergreifen. „Dort wurde mir klar, dass ich etwas mit meinen Händen machen möchte – etwas, das bleibt und Menschen berührt“, erzählt Scholz.
Zurück in Deutschland begann sie 2020 ihre Ausbildung bei Goldschmiedemeister Benedikt Förster-Heyne in der Gold- und Silberschmiede Förster am Klosterplatz 1, nahe dem Katschhof. In diesem traditionellen Familienunternehmen legte sie vergangenes Jahr ihre Gesellenprüfung ab. Dreieinhalb Jahre nach Beginn ihrer Ausbildung ist sie nun preisgekrönte Gesellin: Mit ihrem Prüfstück wird sie nicht nur Kammersiegerin der Handwerkskammer Aachen, sondern gewinnt auch den Landeswettbewerb NRW und im Dezember 2024 den Bundessieg.
Während ihrer Ausbildung suchte Anouk Scholz immer wieder neue Herausforderungen. Sie nutzte die Beratung der Mobilitätsberaterin der Handwerkskammer Aachen, Christine Erben, und erkundete im Rahmen von Erasmus+ handwerkliche Traditionen in Österreich, Schweden und Japan. „Erasmus+ war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ich dachte vorher, das wäre nur etwas für Studierende, aber dank der Unterstützung der Handwerkskammer konnte ich daran teilnehmen“, erklärt sie.
Die kulturellen und handwerklichen Einflüsse dieser Länder fließen in die Arbeiten der jungen Goldschmiedin ein. Die Mischung aus traditionellen Techniken und modernen Elementen zeichnet ihre Entwürfe aus und verleiht ihnen einen unverwechselbaren Stil. Schmieden macht ihr nicht nur Spaß, sondern hat auch einen meditativen Effekt: „Ich kann meinen Kopf freischalten. Es wirkt sehr beruhigend auf mich.“
Auf ihr Gesellenstück ist Scholz besonders stolz: Ein kunstvoll gearbeiteter Halsreif aus drei Reihen Sterlingsilber, vorne ziert ein Saphir den Reif. An einer Öse kann hinten eine Kette mit einem beweglichen Anhänger eingehängt werden – „eine Sphäre aus Kardan-Bewegungen, mit einem Mondstein in der Mitte“, erklärt die Goldschmiedin. Dieses Schmuckstück überzeugte auf ganzer Linie und sicherte ihr den Bundessieg im Wettbewerb „Die gute Form“.
Neben der Anerkennung erhielt sie auch das Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung. „Das Stipendium ermöglicht es mir, in die Zukunft zu investieren – sei es durch ein Studium oder weitere Fortbildungen“, erklärt Anouk Scholz.
Im Herbst plant sie ein Studium der Metallgestaltung in Hildesheim, wo sie sich neuen Materialien und experimentellen Techniken widmen möchte. Langfristig ist auch ein Meistertitel eine Option. „Das Studium bietet die Chance, das Handwerk noch tiefer zu verstehen und weiterzuentwickeln“, sagt sie.
Trotz ihres Erfolgs ist die weltoffene Aachenerin bodenständig geblieben. Für sie ist die Arbeit selbst die größte Erfüllung. „Es ist schön, Anerkennung zu bekommen, aber noch schöner ist es, dass ich durch meine Arbeit Menschen begeistern und inspirieren kann.“ Besonders junge Menschen möchte sie dazu ermutigen, sich für das Handwerk zu entscheiden. „Es gibt so viele Berufe im Handwerk, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde. Eine Ausbildung bietet enorme Möglichkeiten.“
Auch ihr Ausbilder Benedikt Förster-Heyne ist stolz auf „sein Goldmädchen“: „Anouk zeigt, wie viel Potenzial im Handwerk steckt. Ich freue mich, dass sie das, was sie hier gelernt hat, weiterträgt und damit zeigt, wie wertvoll unsere Arbeit ist.“ Und natürlich weiß die Gesellin es auch wertzuschätzen, dass ihr Meister ihre Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Handwerk auf ganzer Linie unterstützt und begleitet hat. Bei der Abschlussfeier der DMH in Berlin, bei dem auch die Siegerinnen und Sieger der „guten Form“ geehrt worden waren, erfuhr Anouk Scholz noch mal einen „Push“, wie sie sagt. Sie möchte noch mehr fürs Handwerk werben, da ihr Weg von Seiten ihrer früheren Schule, einem Gymnasium, akademisch geprägt war, typisch eben: Gymnasium, Abitur, Studium.
Benedikt Förster-Heyne ist nicht traurig, dass Anouk Scholz bald weiterzieht. „Wir pflegen eine intensive Zusammenarbeit und Verbindung, und ich finde es total super, dass Anouk so unterwegs ist, nicht auf der Stelle tritt, weiterzieht und die Begeisterung für unser mittlerweile kleines Nischen-Handwerk weiterträgt!“