News vom 08.02.2023Projekt ValiKom: Kammer hilft Menschen ohne Berufsabschluss.

Zertifizierung und Weiterbildung nützen auch Betrieben. Vom Helfer zum Gesellen.

Aachen. Helmut König wollte einfach mehr. Denn schließlich hatte er als Helfer im Elektrohandwerk schon sehr viel Erfahrung gesammelt und sich zahlreiche Fähigkeiten angeeignet. Nur der Berufsabschluss fehlte bisher. Aber den holt er dank des Programms ValiKom voraussichtlich nach.

Menschen ohne formalen Berufsabschluss haben es in der Arbeitswelt nicht immer leicht. Ihnen fehlt ein anerkannter Nachweis über ihr fachliches Können. Deswegen gibt es ValiKom, bei dem sich Interessenten ihre beruflichen Kompetenzen bewerten lassen und weitere Maßnahmen einleiten können.

Helmut König hatte sich einfach mal im Internet schlau gemacht und dann den Weg zur Handwerkskammer Aachen und ihrer Beraterin Christa Peters gesucht. Nach einigen Besprechungen und einer Selbsteinschätzung gab es dann im Juni 2021 einen Termin im Bildungszentrum BGE Aachen, bei dem Helmut König die vom dort beschäftigten Ausbilder und  Elektrotechnikermeister Marc Lagrave gestellten Aufgaben bewältigen musste. Herr König erhielt ein aussagekräftiges Zertifikat, und es kam dabei heraus, dass er die Kompetenzen hat, im Rahmen einer betrieblichen Umschulung die Gesellenprüfung zu absolvieren.

Sein Arbeitgeber, die K&S Elektrotechnik GbR in Merzenich, ermöglichte ihm die Teilnahme am Validierungsverfahren der ValiKom und unterstützt ihren Mitarbeiter bei seiner Umschulung. Und auch wenn dieser anfangs etwas nervös war wegen der neuen Herausforderung, freut er sich jetzt, dass festgestellt wurde, welche Tätigkeiten er alle fachgerecht ausüben kann. „Das war mir so alles gar nicht bewusst“, sagt König. Jedenfalls bildet er sich nun in der Schule und im Bildungszentrum BGE so weiter, dass er in diesem Jahr die Zwischenprüfung und im Januar 2024 die Gesellenprüfung absolvieren kann. Der 54-Jährige ist neugierig auf alles, was er noch nicht weiß oder sich noch aneignen möchte. „Deshalb habe ich mir auch schon etliche Lehrfilme angeschaut“, sagt er, und recherchiert und lernt auch mit Hilfe von Inhalten im Internet.

„Die Teilnehmer, die ich bisher bewertet habe, waren alle hochmotiviert“, sagt Marc Lagrave. Zu den Interessenten gehören auch Menschen mit Migrationshintergrund, die schon in ihrem Herkunftsland erworbene Kenntnisse mitbringen, die aber nur zum Teil anerkannt werden. Lagrave sieht im Validierungsverfahren einen großen Nutzen für die Teilnehmer, aber auch für die Betriebe, die sich ja etwas einfallen lassen müssten, um Fachkräfte zu gewinnen und zu sichern. Wichtig sei, dass im Prüfungswesen so viel Flexibilität einziehe, dass auch einzelne fachgerechte Tätigkeiten schon zertifiziert würden und vor allem die praktischen Fähigkeiten honoriert würden bei Menschen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen. Denn gerade diese fähigen Mitarbeiter seien für das Handwerk wichtig.

Christa Peters, bei der Handwerkskammer Aachen zuständig für das Projekt ValiKom, hofft, dass das Beispiel von Helmut König viele Nachahmer findet und dass das Projekt weiterentwickelt und gefördert wird. „Die Anerkennung, Zertifizierung und eventuell sogar ein Abschluss können Mitarbeitern einen großen Motivationsschub geben, diesen Beruf weiter mit Freude auszuüben. Das kommt dann auch den Betrieben zugute“, sagt sie.