Bildercollage: Franz-Josef Bronneberg und Lukas Paar mit seiner Urkunde, Bundessieg im Kreativwettbewerb Die gute Form. Exzentrelliptisch: Gesellenstück von Lukas Paar.
Handwerkskammer Aachen - Doris Schlachter
Gutes Gespann: Franz-Josef Bronneberg und Lukas Paar mit seiner Urkunde über den Bundessieg im Kreativwettbewerb »Die gute Form«. »Exzentrelliptisch«: So heißt das Gesellenstück von Lukas Paar. »Eine beeindruckende handwerkliche und konstruktive Leistung von hoher Ästhetik«, hieß es in der Bewertung der Jury.

News vom 10.02.2025Vom Mathe-Studenten zum Bundessieger

Tischler Lukas Paar begeistert mit außergewöhnlichem Gesellenstück.

Doris Schlachter

Lukas Paar aus Baesweiler hat einen ungewöhnlichen Karriereweg eingeschlagen. Nach drei Jahren Lehramtsstudium entschied er sich für eine Ausbildung zum Tischler – mit Erfolg. Sein außergewöhnliches Gesellenstück, ein Solitär mit dem Namen »Exzentrelliptisch«, überzeugte die Jury des Wettbewerbs »Die gute Form« in München und sicherte ihm den Bundessieg. Die Urkunde für seine herausragende Leistung erhielt er im Dezember 2024 im Rahmen der Deutschen Meisterschaft im Handwerk in Berlin.

»Bereits zu Beginn meiner Ausbildung war mir bekannt, dass es den Wettbewerb gibt«, erklärt Paar. »Das wurde gut kommuniziert, und ich habe automatisch mitgemacht. Natürlich habe ich auch versucht, darauf hinzuarbeiten und zu gewinnen. Wir haben uns vorher angeschaut, was gut ankommen würde bei der Jury, und ich konnte mit sehr gutem Material arbeiten.«

Diese optimale Unterstützung verdankt er seinem Ausbilder Franz-Josef Bronneberg: »Meine Azubis bekommen immer das beste Material, das ist für mich selbstverständlich.« So arbeitete Lukas Paar innerhalb von 100 Stunden ein Möbelstück heraus, das durch seine Form und die raffiniert integrierten Schubkästen besticht. »Der beeindruckende Solitär ist eine spannende Resonanz auf die Hochzeit handwerklicher Möbelgestaltung. Das plastisch durchgearbeitete Gestell fasst den liegenden Korpus wie ein Juwel und reagiert mit der Abspreizung unter der Tischplatte auf den aus dem Zentrum verschobenen Mittelpunkt«, hieß es in der Laudatio der Jury.

Franz-Josef Bronneberg, Inhaber der »Interior Manufactur« in Beggendorf, ist sichtlich beeindruckt von seinem Schützling: »Das war spannend und ich habe mitgefiebert! Ich bin sehr stolz darüber, dass Lukas Bundessieger geworden ist. Aber ich bin auch froh über jeden meiner Azubis, der die Tischler-Ausbildung schafft. Ich habe immer gesagt, dass keiner Sieger werden muss bei mir. Aber wenn es so kommt, ist das toll!«

Bronneberg, in dessen Büro zahlreiche Urkunden seiner erfolgreichen Auszubildenden hängen, bildet seit 33 Jahren mit Leidenschaft angehende Tischlerinnen und Tischler aus: »Ich habe schon immer Spaß daran gehabt, auszubilden und an der Entwicklung der jungen Menschen teilzunehmen.« Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: »Vielleicht übernimmt Lukas ja mal den Betrieb.« Wer weiß, vielleicht in Doppelführung mit Bronnebergs Tochter Hannah. Sie ist angehende Tischlerin und absolviert die Ausbildung bei Tischler-Kollege und Obermeister Stefan Kraik in Erkelenz.



Auf geht`s zum Meister

Lukas Paar jedenfalls plant, noch in diesem Jahr die Meisterschule bei der Handwerkskammer Aachen zu besuchen, wahrscheinlich in Teilzeit. Die spätere Selbstständigkeit ist eine Option für ihn. Doch zunächst genießt er die Vielseitigkeit seines Handwerks: Das Planen und Gestalten mit Holz ist sehr abwechslungsreich. Aus dem Werkstoff kann man so viel machen.«

Der Tischler möchte seine Geschichte als Beispiel verstanden wissen und junge Menschen ermutigen, das Handwerk als Alternative zum Studium in Betracht zu ziehen: »Ich kenne viele, die mit der theoretischen Arbeit im Studium haderten und lieber praktisch tätig würden.« Wie eingangs erwähnt fand der 26-Jährige nicht auf direktem Weg ins Tischlerhandwerk. Zuvor hatte er drei Jahre Mathematik und Chemie auf Lehramt studiert, merkte aber schnell, dass ihm das Theoretische nicht lag. »Das Tischlerhandwerk bietet mir die perfekte Kombination aus Kreativität, handwerklicher Präzision und Abwechslung. Aus Holz kann man so viel gestalten, und genau das fasziniert mich«, berichtet der passionierte Handwerker.

Neben seinem beruflichen Engagement ist Lukas Paar auch musikalisch und ehrenamtlich aktiv. Er spielt vorzugsweise Blasinstrumente in Musikvereinen sowie in einem Symphonieorchester und hilft als Organist in der heimischen Gemeinde aus. Natürlich bringt er das nötige handwerkliche Geschick mit, auch mal kleinere Reparaturen an den Instrumenten selbst vorzunehmen. Beruflich gesehen, bläst er jedenfalls mit seinem herausragenden Gesellenstück vielen seiner Mitstreiter kräftig den Marsch!