News vom 10.12.2024Vom Zufall zur Leidenschaft: Wie das Handwerk meine Heimat wurde
Impulse und Inspirationen von der Fachtagung auf Gut Rosenberg mit Kathrin Post-Isenberg.
Aachen-Horbach. Mitte November war an der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg der Handwerkskammer Aachen die Fachtagung „Handwerk. Design. Perspektiven.“ Was die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher erwartete? Spannende Einblicke in die Laufbahn von Absolvierenden der Akademie, innovative Konzepte zur Unternehmensführung und kreative Workshops. Mit dabei war auch Steinmetzmeisterin und Speakerin Kathrin Post-Isenberg, die mit ihrem spannenden Impulsvortrag für einen tollen Einstieg in die Fachtagung sorgte.
Ihre Geschichte, kombiniert mit einigen wertvollen Tipps für Handwerksbetriebe erzählt die Speakerin und Kolumnistin der Deutschen Handwerks Zeitung heute in der „Handwerkswirtschaft“.
Wie das Handwerk meine Berufung wurde
Manchmal findet das Handwerk einen – und nicht umgekehrt. Mein Plan, Innenarchitektur zu studieren, scheiterte am NC. Ein Zufall brachte mich in ein Praktikum bei einem Steinmetz, und zwei Wochen später hatte ich meinen Ausbildungsvertrag. Mein ursprünglicher Berufswunsch war schnell Geschichte.
Nach der Gesellenprüfung absolvierte ich die Meisterschule in Teilzeit – eine Herausforderung, die mir viel Disziplin und schlaflose Nächte abverlangte, aber auch großen Stolz brachte. Das Handwerk wurde für mich ein Ort, an dem ich Kreativität und Energie ausleben konnte, Menschen half und eine Heimat fand. Besonders der soziale Aspekt meines Berufs, Angehörige in ihrer Trauer zu begleiten, hat mich geprägt.
Was das Handwerk für die Zukunft braucht
Das Handwerk ist traditionell – und genau das macht es so besonders. Doch um zukunftsfähig zu bleiben, braucht es mehr Offenheit. Neue Arbeitsmethoden und digitale Tools anzunehmen, fällt vielen schwer. Dabei liegen Effizienz, bessere Kommunikation und wirtschaftliches Arbeiten oft nur ein paar Entscheidungen entfernt. Es ist Zeit, das Faxgerät in den Ruhestand zu schicken, verrückt, dass es das noch immer gibt.
Wir sollten Weiterbildung größer denken – nicht nur fachlich, sondern auch im Bereich Soft Skills. Führungskompetenz und Kommunikation sind für den Umgang mit Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden einfach unglaublich wichtig. Lebenslanges Lernen muss in jedem Handwerksbetrieb zur gelebten Kultur gehören. Leider stelle ich in meinen Gesprächen mit den Betrieben aber nur zu oft fest, dass Weiterbildung überhaupt nicht in Erwägung gezogen wird. Da heißt es, es fehle an Mitarbeitenden, dann könne man diejenigen, die sich weiterbildeten, nicht auch noch entbehren. Eine Sichtweise, die ich für zu kurz gedacht halte.
Ein weiterer Punkt ist das Ansehen des Handwerks in der Gesellschaft. Sauberkeit auf der Baustelle, professionelles Verhalten und ein starker Servicegedanke sind wichtig. Auch der zweite Bildungsweg und der Quereinstieg ins Handwerk sollten stärker gefördert werden. Das schafft Diversität und öffnet die Berufe für neue Zielgruppen. Kein Kunde soll mehr verwundert sein, wenn der Monteur, der erwartet wird, eine Frau ist.
Sichtbarkeit als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit
Das Handwerk braucht Sichtbarkeit – und das ist die Aufgabe von uns allen. Ob Social Media, Podcasts oder Messen, mein Appell: Zeigen Sie, was Sie können, und begeistern Sie junge Menschen und alle möglichen Interessenten. Besonders jüngere Vertreterinnen und Vertreter unserer Gewerke können hier als Vorbilder fungieren. Eine Handwerkerin oder ein Handwerker Anfang 20 erreicht Schülerinnen und Schüler anders als jemand mit Mitte 40.
Ich wünsche mir, dass mehr Handwerker Netzwerke nutzen und Impulse von Veranstaltungen mitnehmen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Handwerk sichtbar zu machen und neue Fachkräfte zu gewinnen. Denn eines ist sicher: Auch in einer Welt voller KI wird es Arbeiten geben, die mit Herz und Hand erledigt werden müssen.
Tipps für Betriebe im Überblick:
- Offenheit für neue Technologien und Arbeitsmethoden
- Weiterbildung als Unternehmenskultur etablieren und Mitarbeitende dafür freistellen
- Ansehen des Handwerks verbessern
- Diversität erhöhen
- Sichtbarkeit des Handwerks steigern
- Netzwerke nutzen und Impulse aufnehmen